Buchbesprechung „Der Donauradweg für Genießer“

7. April 2024. Er führt von Passau über Linz nach Wien und Bratislava und gilt als eine der malerischsten Radstrecken Österreichs: der Donauradweg. Auf etwa 400 Kilometern verbindet diese „Mutter aller österreichischen Radtouren“ drei Länder, vier Städte und drei österreichische Bundesländer. In seinem neuesten Buch „Der Donauradweg für Genießer“ erkundet der Gourmetkritiker und Vintage-Fahrrad-Aficionado Florian Holzer erstmals die kulinarische Vielfalt dieser einzigartigen Route und entdeckt mit uns regionale Spezialitäten und entspannte Einkehrmöglichkeiten. Ich habe das Buch gelesen und möchte nachstehend meine Eindrücke schildern.

Bei 150 Restauranttipps auf 208 Seiten tritt der Donauradweg an sich etwas in den Hintergrund

Dieses Buch erfüllt vollkommen seine Ansage den Donauradweg für Genießer zu präsentieren. Aber für Genießer kulinarischer Ziele entlang der Donau. Landschaftliche Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten entlang des Radweges werden zwar schon immer wieder erwähnt, stellen aber eher einen Randbereich im Buch dar.

Zwölf Touren, Abschnitte entlang der Donau beschreibt Holzer. Allen Kapiteln gleich ist ein informatives Streckenprofil sowie eine einseitige Übersichtskarte, auf der Orte, Sehenswürdigkeiten und Lokale eingezeichnet sind. Es handelt sich aber nicht um eine Detailkarte, der man den genauen Verlauf des Radweges, Fähren usw. entnehmen kann. Dazu muss sich der Radfahrer noch entsprechendes Kartenmaterial besorgen. Am Ende jeder Tour gibt es eine Seite mit allen Lokaladressen inkl. Öffnungszeiten und Weblinks.  In den eher kurz gehaltenen Beschreibungen der Routen gibt es dennoch hilfreiche Informationen, ob ein Abschnitt interessant, fad, durch Augebiete oder über Felder, durch Industriegebiete oder Dörfer führt. Nicht im Detail, aber doch so, dass ich zur Ansicht gekommen bin, nicht den gesamten Donauradweg fahren zu wollen. Streckenweise gibt es über 15 oder mehr Kilometer beispielsweise weder „Labestationen“ noch Sehenswertes. Anderenorts aber schwärmt der Autor von Abschnitten (z. B. Donauschlinge Schlögen, Strudengau, Wachau), weist dort darauf hin, dass es vor allem am Wochenende zu Gedränge auf dem Radweg kommen kann. Er empfiehlt immer wieder eher wochentags zu fahren und bei vielen Lokalen sei es besser zu reservieren.

Den Kern des Buches stellen die Beschreibungen der Restaurants, Lokale und Gasthöfe dar

Hier erkennt der Leser, dass Holzer sicherlich mehrere Jahre, jedenfalls mehrere Male, diese Adressen besucht hat (Datenstand 2023). Denn oft beschreibt er die Betreiber und deren gastronomische Karriere, erzählt von einzelnen Gerichten auf der Speisenkarte und erwähnt eigenen Jagden oder Fischereien einzelner Betriebe. Auch die Atmosphäre, das Ambiente, in vielen Lokale beschreibt der Autor sehr anschaulich. Nicht alle Lokale liegen unmittelbar am Donauradweg, jedoch weist Holzer stets genau darauf hin, wie weit abseits diese liegen und warum man diesen Abstecher unternehmen sollte.

Die Lokalbeschreibungen reichen vom Jumbos Würstelstand im Hafenviertel in Aschach über Jausenstationen, Biergärten, einem urigen Fischlokal in einer ausrangierten Rollfähre bis hin zu haubenverdächtige Restaurants. In dieser Vielfalt an Möglichkeiten fehlen mir aber Hinweise auf die Preisniveaus der Lokalen. Mag sein, dass ein Lokal hervorragende Küche anbietet und günstige Preise hat. Es könnte aber genauso auch sein, dass man unter € 50,– pro Person dort nicht essen kann. So weist er in einem Restaurant daraufhin, dass der Koch auch Gourmetmenüs auf Bestellung anbietet – der Leser weiß aber nicht, in welcher Preislage diese liegen. Es gibt Restaurantführer, die teilen anhand von Symbolen die Lokale in Preisklassen ein. Das wäre zumindest ein Anhaltspunkt. Natürlich kann man die Homepages der Lokale aufrufen.

Gutes Bildmaterial

Rupert Pessl steuert viele Bilder von Dörfern, Städten, Lokalen, Köchen und Lokalbesitzern bei. Bei der Bildauswahl, die wohl beim Verlag lag, gäbe es Verbesserungspotential. Zwei große Bilder auf einer Seite, die Hafen und eine Industrieanlagen-Betonwand in Aschach zeigen oder ein doppelseitiges Bild der Rossauer Kaserne in Wien müssten jetzt vielleicht nicht sein, dafür gibt es von manchen eigentlich größer vorgestellten Betriebe gar kein oder nur ein sehr kleines Bild. Aber alles in allem gutes und abwechslungsreiches Bildmaterial, das einen Eindruck der unterschiedlichen Touren gibt.

Abschließend möchte ich sagen, dass das Buch einen sehr guten kulinarischen Führer darstellt, der zu abschnittsweisen, mancherorts auch mehrmaligen Besuchen einlädt. Passau, Linz (übrigens fast ohne Radwege) und Wien könnten sogar als eigene Städtetouren mit diesem Führer besucht werden.

Buchdaten

Broschur
16,8 x 24,0 cm; 208 Seiten
ISBN 978-3-222-13732-7
erschienen im Februar 2023 im Styria Verlag

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