Italien | Toskana | Cortona | 23. September 2021 | Bernhard Graessl aus Heiligenblut im österreichischen Kärnten besuchte bei seiner Reise durch Italien im September 2021 auch die Einsiedelei „Le Celle“ in Cortona. Sie geht auf eine Gründung des heiligen Franz von Assisi im Jahr 1211 zurück. Nachstehender Text stammen von Bernhard Graessl.
Natur und Spiritualität
Das Kloster „Le Celle“ („Die Zellen“) , eine franziskanische Einsiedelei, befindet sich nahe der Stadt Cortona in der italienischen Provinz Arezzo. Wenn die Besucher zum Eingang hinuntergehen, sieht man den ganzen Komplex, der an der Wende zu einem engen Tal gebaut wurde. Landschaftlich sehr reizvoll, vor allem wegen seiner Ruhe und Spiritualität. Die Einsiedelei zeichnet sich durch absolute Wesentlichkeit und dem Kontakt mit der wilden Natur aus. Da sie inmitten der Wälder und in der Nähe eines Baches mit schöner Natur um sie herum isoliert war, begünstigte es den Wunsch des Heiligen nach Stille und Spiritualität.
Der Ort musste dem Heiligen abgelegen und wild erscheinen sowohl stromaufwärts als auch stromabwärts der Klosteranlage , wie es auch heute noch der Fall ist. Auf Predigtwanderung kam Franziskus 1211, als er einen Rückzugsort zum Gebet suchte, ins Gebiet von Cortona. Ein junger Adliger, Guido Vagnottelli, bot ihm das Gelände der Einsiedelei an. Es war damals noch unbebaut und menschenleer. Schon beim Abgang in die Einsiedelei kann man wunderbare Steinarbeiten bewundern. Über die „Ponte Barberini“ (Barberini-Brücke) erreicht man das Kloster. Barberini war ein Bruder von Papst Urban VII. (1623 bis 1644).
„Cella di San Francesco“
Neben dem Eingang in das Gebäude mit der Zelle des Franziskus sieht man eine Brücke. Sie stammt aus dem Jahr 1594 und wurde zur Zeit des Noviziats von Antonio Barberini, Bruder von Papst Urban VII., gebaut. Tritt man in das Steingebäude ein, so sieht man rechts hinten den Eingang zur „Cella di San Francesco“ ( Kapelle St. Franziskus). Der rechteckige Raum davor wird heute als Oratorium genutzt, während es zunächst ein Gemeinschaftsraum war, vielleicht ein Wohnraum für seine Gefährten. Der Überlieferung nach baute der heilige Franz von Assisi selbst diese Zelle in der Einsiedelei. Darin sieht man noch heute das sehr schmale einfache Liegebett.
Entscheidend für die Entwicklung der Struktur war Pater Elia, der die Steine der Höhlen zerbrach und ein kleines Oratorium und ein altes Wohnheim für die Brüder baute. Er ließ die kleine Zelle des heiligen Franziskus intakt, und dann zog er raue, aber feste Wände hoch. Oben baute er acht kleine Räume, in denen er ein Bett, eine Wandfläche für einen Tisch und einen Stuhl platzierte. Dies war die ideale Einsiedelei, wie sie von San Francesco selbst beschrieben und gewünscht wurde; sie war ein kontemplativer Ausdruck seines Ordens. Heute ist das Kloster als „Casa di preghiera“ („Haus des Gebets“) ein spirituelles Zentrum.
Die „Eremo delle Celle“ ist die erste Einsiedelei, die von Franz von Assisi gegründet wurde. Ein Besuch ist sehr zu empfehlen – beeindruckend – eindrucksvoll – bedeutend.
Alle Bilder (20) von Bernhard Graessl unter diesem Link in meiner Bilderplattform.