Straßen der DDR, eine Buchvorstellung

20. Jänner 2020 | „Straßen der DDR“ aus dem Delius Klasing Verlag ist das ungewöhnliche Zeitdokument einer Reise, die der Fotograf Michael Krone im Frühjahr 1990 quer durch die damals noch existierende Deutsche Demokratische Republik unternommen und mit Bildern reich dokumentiert hat.

Wie ich die DDR in Erinnerung habe

Ich erinnere mich an die Zeit, in der ich im Rahmen meiner Reisebürotätigkeit DDR-Visa beantragen musste, kompliziert und mehrere Wochen dauernd. Im Sommer 1989, wenige Monate vor dem Mauerfall, besuchte ich erstmals West-Berlin und sah die Mauer und den „Checkpoint Charlie“. Die PANAM-Maschine musste sehr tief fliegen, wohl um besser im Visier der DDR-Soldaten zu bleiben. Es war für mich zu jenem Zeitpunkt unvorstellbar, dass die Mauer fallen könnte. Bis dahin hatte ich lediglich gerne DDR-Briefmarken gesammelt, da diese besonders groß und farbig waren.

Dieses Buch erinnert 20 Jahre nach dem Mauerfall an eine vergangene Epoche

Als Student, der Foto-Film Design studierte, brach Michael Krone im Mai 1990 zu einer 4000 Kilometer lange Reise durch die Deutsche Demokratische Republik auf. Gerade erst, im November 1989, war die Mauer gefallen und Krone wollte sich ein fotografisches Bild von der DDR machen.

Das ist im gründlich gelungen und aus heutiger Sicht, 20 Jahre später, ein interessantes Zeitzeugnis. Auf 240 Seiten in größerem Format zeigt Krone Landschaften, Gebäude, Personen und Stimmungen, wie er sie nur wenige Monate nach der Öffnung der DDR gesehen und erlebt hatte. Trabant, IFA-Lkw,  Dacia-Pkw, Wartburg – sie kommen auf fast allen Bildern vor, die Straßen mit Kopfsteinpflaster, moderne Bauten aus der DDR-Zeit, verkommene Bahnhöfe, Menschen, in deren Gesichtern man manchmal Ratlosigkeit sehen vermag, ländliche Idyllen, Fachwerkhäuser und anderes zeigen.

Vielfältige eindrucksvolle Schwarzweiß-Momente einer vergangenen Epoche

In 18 Kapitel gliedert Krone seine 396 Schwarzweißbilder, von Magdeburg über MZ-Motorräder und Silberbergbau bis hin nach Thüringen. Es sind viele Kuriositäten, die Krone da sah und abbildete. Beispielsweise zeigt er auf zwei Seiten einen Tempo-Dreirad-Lieferwagen, einen IFA F8 Kombiwagen oder eine Bahnwärterin, die gerade einen Schranken mit Hand kurbelt. Er besuchte die Pferderennbahn von Dresden, auf der im Frühjahr 1990 noch in DDR-Mark gewettet wurde. Und da möchte ich auch erwähnen, dass Krone seine Bilder wirklich sehr gut beschreibt. Beispielsweise erklärt er beim Bild über das Bauhaus in Dessau auch kurz die Geschichte. So versteht der Leser besser, was er sieht und welche Bedeutung gerade dieses Gebäude hatte. Gleiches macht er bei den Bildern über das MZ-Werk in Zschoppau. Alle Bilder sind in sehr guter Qualität und Schärfe, wie man es sich von einem Foto-Design-Studenten erwarten konnte.

Nicht versäumen sollte man das Lesen der Einleitung des Autors und des Essays von Peter Richter zu Beginn des Buches, die sehr aufschlussreich sind und mich auch manchmal schmunzeln ließen. Krone hat diese zweite Auflage neugestaltet und Anregungen der ersten aufgegriffen. Ich kenne nur seine zweite Auflage, aber diese finde ich interessant und gut aufbereitet.

Daten zum Buch

Michael Krone
„Straßen der DDR“
Wie es war zwischen Elbe und Oder unmittelbar nach dem Mauerfall
240 Seiten, 396 Fotos und Abbildungen, Format 24,8 x 28,6 cm, gebunden mit Schutzumschlag
Delius Klasing Verlag, Bielefeld
ISBN 978-3-667-11663-5

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